"Über
ein kunst- und kulturhistorisches Kleinod", so schreibt Tobias
Schuhmacher in der Schwäbischen Zeitung, Lokalausgabe Leutkirch am
20.07.2019, verfüge die Kirchengemeinde Menelzhofen ab 22. Juli 2018.
Dieses Kleinod ist allerdings schon deutlich älter, und schon viel
länger im Besitz der Kirchengemeinde, als es die Jahreszahl der
Lokalzeitung zum Ausdruck bringt. Allerdings ist mit dem Datum die
aufwändige und künstlerisch anspruchsvolle Renovierung der Ölberggruppe
bzw. der Ölbergszene und des Grabes Christi abgeschlossen worden. Um
diese Renovierung haben sich vornehmlich Kirchenpfleger Josef Sontheim
und Künstler Hermann Scharpf verdient gemacht. Mit ihnen haben Werner
Schneider (Maurer- und Putzarbeiten), Freddy Schuchmann (Eisenrahmen),
Susanne Wolf (Verglasung), Annette Zappe und Manfred Scharpf (Beratung
und Farbfassung), Ruth Welte (Malerarbeiten), Klaus Schmid
(Beleuchtung) und Heide Tröger (Restaurierung des Grabchristus) an der
Restaurierung mitgewirkt. Zahllose ehrenamtlich geleistete Stunden hat
dabei der in Menelzhofen lebende Künstler Dr. Hermann Scharpf quasi dem
Dorf Menelzhofen gestiftet, auch aus Dankbarkeit darüber, dass er schon
34 Jahre in Menelzhofen "dankbar und glücklich bei freundlichen und
friedlichen Menschen lebe!.
Die ursprünglich farbig gefassten Terrakottaskulpturen der Ölberggruppe
selbst sind aus dem späten 15. Jahrhundert und wurden wohl von dem
"Meister der Tonwerke von Amtzell und Rohrdorf" geschaffen. Von ihm
seien auch die Ölberg- und Marientod-Gruppen in Rohrdorf und Amtzell.
Zudem soll er in Altshausen, Waltenhofen am Forggensee, Kempten und
Obergünzburg gearbeitet haben. In der Nische unter der Ölberggruppe ist
ein Grabchristus zu sehen, den Josef Zodel aus Willerazhofen im Jahre
1887 geschaffen hat.
Eine große Herausforderung bei der Restaurierung der Ölbergszene war
die Rekonstruktion des an belegbare Vorlagen des 15. Jahrhunderts
anlehendes Geländemodell. Dort, wo bis 2017 die Ölberggruppe ihren
Platz hatte, wurde völlig auf eine Gelände verzichtet. Ein
Rekonstruktionsprotokoll zur Neuafustellung der Menelzhofener
Ölberggruppe kann per Klick auf nachfolgenden Schriftzug angesehen
werden:
REKONSTRUKTIONSPROTOKOLL
ÖLBERGGRUPPE MENELZHOFEN
Literatur: Tobias Schuhmacher, Schwäbische Zeitung, Lokalausgabe
Leutkirch, 21.07.2018, Seite 19
Leider konnten auch in Menelzhofen nur einigermaßen ordentliche
(Teil-)Fotos gemacht werden, weil das Glas eben ansonsten zu
ordentlichen Verspiegelungen geführt hätte und vermutlich auch den
Fotografen als weiteren, zwar nicht schlafenden, sondern
fotografierenden Jünger ins Bild gebracht hätte...
GEBRAZHOFEN, Seelsorgeeinheit St. Gallus - Allgäu, Dekanat Allgäu-Oberschwaben, Ölberg in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt47.787, 9.956
In
einer circa 1,50 m hohen und 1 m breiten Nische an der Südwand der
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt Gebrazhofen ist ein Ölberg mit den
klassischen Ölbergfiguren und dem Verräter Judas, der mit zwei Soldaten
im Hintergrund zu sehen ist. Judas trägt schon den Beutel mit den 30
Silbermünzen in der rechten Hand. Vorne liegt, wie fast immer
mit der Stirnlocke, Petrus. Darüber, das Kinn stützend, gekleidet im
stets grünen Gewand, der jugendliche und deshalb bartlos dargestellte,
Johannes. Rechts, hinter Jesus wird der Bruder des Johannes, Jakobsu
dargestellt. Wer die Ölberggruppe geschaffen hat, wird an dieser Stelle
nachgereicht. Zunächst liegt die Vermutung nahe, dass diese aus der
Bildhauerwerkstatt des bekannten Gebrazhofener Künstlers Peter Paul
Metz (*1830, + 1912) stammt.
UMMENDORF, Seelsorgeeinheit Heimat Bischof Sproll, Dekanat Biberach,
Ölberggrotte an der Andachtsstätte Kreuzberg
48.064, 9.836
Der
Kreuzberg Ummendorf ist
gewiss
eine ganz besonders sehenswerte Anlage im Oberland. Neben einem
Kreuzweg, der nicht nur wegen der Stationen und
Stationsbilder, sondern auch wegen der Gesamtanlage beeindruckend ist,
sind mehrere Grotten, Kreuze und Heiligenfiguren auf dem Kreuzberg
vereint. Quasi bekrönt wird dieser mit der in den Jahren 2012/2013 neu
erbauten Kapelle. Die Einweihung hat Weihbischof Dr. Johannes Kreidler
im September 2012 vorgenommen.
Die Ölberggrotte selbst wird in
Ummendorf als die "Todesangst-Christi-Grotte" bezeichnet und versteht
sich als Nachbildung der "Agoniagrotte" am Fuße des Jerusalemer
Ölbergs.
Die Christusfigur wurde aus Lindenholz von Gabriel Lämmle (* 1851, +
1925) aus Laupheim gefertigt. Die anderen Figuren sind Nachbildungen.
Noch im Aufsatz von Johannes Lutz aus Ummendorf mit dem Titel "Pfarrer
Dr. Engelbert Hofele (1836-1902). - Ein Lebensbild" werden auch die
Figuren des Engels und die Figurengruppe der Apostel Petrus, Johannes
und Jakobus dem Laupheimer Bildhauer Lämmle zugeschrieben.
Die Homepage www.kreuzberg-ummendorf.de gibt an, dass für die Grotte
teilweise römische Ziegelsteine verwendet worden seien, die in einem
nahen Römerbad gefunden wurden. Dieses Römerbad wurde 1880 in Ummendorf
ausgegraben. Aus den Unterlagen ist zu entnehmen, dass die Ölberggrotte
in den Jahren zwischen 1881 und 1892 erbaut wurde.
Näheres zum Künstler gibt es auf
dieser Website bei den Ausführungen
zum Ummendorfer Kreuzweg oder unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_L%C3%A4mmle, entnommen am
05.11.2021 und:
https://www.museum-riedlingen.de/museum/museumsgeschichten/der-bildhauer-gabriel-laemmle-wohnte-in-riedlingen/
entnommen am 05.11.2021
Quellen:
https://www.kreuzberg-ummendorf.de/kreuzberg-anlage/%C3%B6lberggrotte/,
04.11.2021
Johannes Lutz, Pfarrer Dr. Engelbert
Hofele (1836-1902), entnommen:
http://www.gfh-biberach.de/Hefte/BC-Heimatkundliche-Bl%C3%A4tter-f%C3%BCr-den-Kreis-Biberach/J25H1S37.pdf,
04.11.2021
Grablege Jesu am
Kreuzberg Ummendorf48.065, 9.835
Nachdem
bei mehreren Ölbergen, die ich finden konnte, zuweilen auch eine
Grablege Jesu mit einer Figur des Leichnams Jesu zu finden ist, wird an
dieser Stelle die Grablege Jesu in Ummendorf mit zwei Fotos quasi
"angehängt".
RENHARDSWEILER,
Seelsorgeeinheit St. Johannes Baptist Bad Saulgau, Dekanat Biberach, Ölberg auf dem
Friedhof48.005, 9.569
Mag
sein, dass die Frage etwas
unangemessen erscheint. Und dennoch, irgendwie ist diese doch ganz
interessant. Also, was hat Renhardsweiler mit Stuttgart, Berlin,
Brunei, Moskau, Riad, Dubai und Dschidda gemeinsam? Genau, in all
diesen Orten sind bedeutende Bauwerke von Architekt Georg Kieferle
(*1929, + 2021), der erst vor kurzem verstarb. Nun ist die offene
Ölbergkapelle in Renhardsweiler zugegebenermaßen etwas kleiner als der
Sultanspalast von Brunei oder der Fernsehturm von Riad. Die Architektur
ist allerdings, ebenso wie die Figuren, beeindruckend ästhetisch. Die
Ölbergkapelle auf dem Friedhof von Renhardsweiler hat der aus dem
benachbarten Steinenbronnen stammende Kieferle im Jahr 1956 geplant und
ausgeführt, wobei Maurermeister Josef Wiedmann wohl die meisten
handwerklichen Arbeiten übernommen hat. Im Nachgang hat Kieferle die
Ölberggruppe dem Gedenken seiner Eltern, die im Jahre 1960 verstarben,
gewidmet. Gerade die offene Kapelle selbst, die in sich mehrfach
gerundet ist,
ist außergewöhnlich für einen Friedhof im ländlichen Raum. Das
geschwungene Band endet in einem kleinen "Glockenstuhl", wo eine
offensichtlich in Bronze gegossene Glocke hängt. Die Ölberggruppe
selbst beeindruckt durch die Anordnung der Figuren. Dabei zieht der
Engel vielleicht sogar die meisten Blicke auf sich. Zum einen zeigt
dieser
Jesus den Kelch, der eben nicht an Jesus vorübergehen wird, zum anderen
weist der Himmelsbote mit nach oben zeigendem Finger darauf, wohin
Jesus Christus zurückkehrt, nämlich zur "Rechten Gottes, des Vaters".
Auf der linken Seite liegen vor dem
Ölberg einige Priestergräber. Unter
anderem ist dort der Geistliche Rat Anton Birkenmayer beerdigt. Er war
von 1949 bis 1987 Pfarrer in Renhardsweiler. Gebürtig ist Josef Anton
Birkenmayer aus Roßberg, Kirchengemeinde Molpertshaus. Er, der im
Geburtsjahr von Georg Kieferle am 16. März 1929 zum Priester geweiht
wurde, war also beim Bau der Ölbergkapelle Pfarrer in Renhardsweiler.
Warum ich dies schreibe? Nun ja, der "Webmaster" dieser Website ist
derzeit (2021) Schriftführer im Kirchengemeinderat der Kirchengemeinde
St. Katharina Molpertshaus, also in der Heimatpfarrei des langjährigen
Seelsorgers von Renhardsweiler.
Am Rande sei noch vermerkt, dass es
sich bei dem "Kelch", den Jesus trinken muss, um einen "Taumelkelch"
handelt. Dieser benebelt die Sinne und wird auch als Symbol für den
Zorn Gottes bzw. das Gericht Gottes gedeutet.
TREHERZ, Seelsorgeeinheit Aitrachtal, Dekanat Allgäu-Oberschwaben, Ölberggruppe auf dem Friedhof, zugleich Denkmal für die gefallenen
und vermissten Soldaten
47.933, 10.044
Der
Ölberg in der Kirchengemeinde St.
Johannes Baptist in der Seelsorgeeinheit Aitrachtal, Dekanat
Allgäu-Oberschwaben liegt auf dem Friedhof, der der Ortschaft
vorgelagert ist. Der Ölberg erfüllt dabei
gleich zwei Funktionen. Zum einen erinnert dieser an das Leid Jesu
Christi, das mit dem Gebet im Garten Getsemani nach dem Letzten
Abendmahl seinen Anfang nahm. Zugleich ist der Ölberg der Ort des
Gedenkens an die gefallenen und vermissten Soldaten der beiden
Weltkriege, die es in Treherz zu beklagen gab. Nähere Auskünfte über
den Ölberg konnten bisher nicht ergründet werden. Nachdem
ich allerdings den Ölberg von Leupolz gesehen habe und fotografieren
konnte, kann angenommen werden, dass auch der Treherzer Ölberg von
Josef Schilt aus Kißlegg stammt. Dies ist tatsächlich so, wie aus einer
Beilage zum Amtsblatt der Gemeinde Aitrach vom August 2014 zu ersehen
ist. Dort heißt es nämlich, dass "nach langer Verzögerung in Treherz
lt. Pfarrchronik am 27. Oktober (1918) die Einweihung des Oelberges als
Ehrendenkmal f. unsere gefallenen Helden vollzogen werden" konnte. Eine
ausführliche Beschreibung und Würdigung des Denkmals soll dann am 22.
November 1918 im "Allgäuer Volksfreund" veröffentlicht worden sein. Zum
Vergleich der Ölberge kann die
Leupolzer Ölbergszene, die ebenfalls im räumlichen Zusammenhang mit dem
Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege steht, per Klick auf
nachfolgenden Schriftzug betrachtet werden.
ÖLBERGSZENE LEUPOLZ
Quelle:
https://www.aitrach.de/files/content/Downloads/Download%20Aktuelles/Heimatbeilagen/Heimatbeilage%20August%202014.pdf,
03.01.2022
WINTERSTETTENSTADT,
Seelsorgeeinheit Riß-Federbachtal, Dekanat Biberach, Ortsausgang
Richtung Oberessendorf, Gasse "Am Ölberg"48.004, 9.746
Die
Ölbergkapelle von Winterstettenstadt bildet quasi den Ausgangspunkt des
Kreuzwegs, der zur 14-Nothelfer-Kapelle führt. Die Kapelle ist ein
massiver Rundbau, der um 1900 entstand. In der Kapelle selbst sind zwei
Figuren, nämlich der betende Jesus und ein schwebender Engel, der Jesus
den Kelche zeigt. Die Figuren sind, der Zeit gemäß, im Nazarener-Stil
gearbeitet. Der Künstler ist (noch) nicht bekannt.
LAUPHEIM, Dekanat Biberach, Ölbergkapelle bei St. Leonhard beim alten Friedhof48.236, 9.881
Die
Ölbergkapelle bei St. Leonhard Laupheim ist, wie der umliegenden
Kreuzweg auch, ein Werk von Gabriel Lämmle (*1851 in Laupheim, + 1925
in Neufra bei Riedlingen), die dieser in den Jahren 1880/1881
geschaffen hat. Lämmlehat zu dieser Zeit selbstständig in Ravensburg im
Umfeld der be
deutenden Bildhauer Moriz Schlachter und Theodor Schnell gearbeitet.
Werke von ihm sind in zahlreichen Kirchen bzw. Orten im Umfeld von
Laupheim anzutreffen. Er hat sich schon im Jahre von 18 Jahren an der
Akademie der Bildenden Künste in München eingeschrieben, wo er bei
Josef Knabl die Klasse für christliche Plastik besuchte. An der
Münchner Akademie haben zahlreiche bedeutende Künstler studiert, so
etwa auch Moriz Schlachter oder die Maler Paul Klee, Wassily Kandinsky
und Franz Defregger, um nur einige zu nennen. Der Laupheimer Ölberg wurde
in den Jahren 1878/79 mit der Aufschüttung des Hügel und dem Bau der
neoromaischen Kapelle begonnen. Am 7. Februar 1881 sind die Figuren
Lämmles, dem ein "eminentes Talent", aber auch eine prägende
Lebensfreude und ein offentsichtlich knitzer Humor beschieden wurde,
schon in der Kapelle aufgestellt. Die kunsthistorische Einordnung der
Figuren der Ölbergkapelle bewegt sich zwischen Neoklassizismus,
dem die Gesichter zugeordnet werden und Neobarock der
weitfallenden, gestauchten Gewänder. Gabriel Lämmle werden auch die
Kreuzwegstationen des Kreuzbergs Ummendorf und die dortige Figur des
betenden Jesus am Ölberg zugeschrieben.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_L%C3%A4mmle, entnommen am
18.11.2021
http://www.gfh-biberach.de/Hefte/BC-Heimatkundliche-Bl%C3%A4tter-f%C3%BCr-den-Kreis-Biberach/J22H1S27.pdf,
entnommen am 18.11.2021
MERAZHOFEN, Seelsorgeeinheit St. Gallus - Allgäu, Dekanat Allgäu-Oberschwaben, ein Ölberg, der eigentlich gar keiner ist47.755, 9.949
An der
Pfarrkirche von Merazhofen ist ganz links neben dem Haupteingang ein
Hinweisschild auf den "Ölberg" von Merazhofen auf der Rückseite der
Kirche angebracht. Nun wird auf dem Hinweisschild der Schriftzug
Ölberg ja schon in Anführungsstrichen geschrieben, was durch das
Foto auch irgendwie bestätigt wird. Der Ölberg von Merazhofen ist
nämlich gar kein eigentlicher Ölberg. Vielmehr ist die Figurengruppe
aus einem "Heiland an der Saul" oder Geißelheiland und zwei Soldaten,
einer davon deutlich schlafend, dargestellt. So ist anzunehmen, dass an
der Stelle, wo der Ölberg sein sollte (was übrigens durch die
Schriftzüge am Zugang zu der Andachtsstätte noch bestärkt wird), die
entsprechenden Figuren entweder entwendet oder eben weggeschafft wurden
und durch eine Figur des "Heilands an der Saul" und zwei Soldaten, die
vermutlich einstmals neben einem Auferstandenen, der wahrscheinlich in
der ursprünglichen Zusammensetzung mit den Soldaten einem Grab
entstiegen ist, ersetzt wurden. Ob die Merazhofer diesen Hinweis für
die zahlreichen Besucher der Kirche und des Friedhofs, auf dem der
vielfach verehrte Segenspfarrer vom Allgäu, Augustinus Hieber (* 1886,
+ 1968) begraben liegt, "augenzwinkernd" angebracht haben oder wirklich
ganz ernst meinen, entzieht sich meiner Kenntnis. Mit dem Ölberg haben
die Merazhofener nämlich so etwas wie ein "Komplettangebot" an
Andachtsmöglichkeiten (Kreuzweg, Lourdesgrotte, Arma-Christi-Kreuz,
Denkmal für gefallene und vermisste Soldaten, Priestergrab mit
zahlreichen Votivtafeln auf dem Friedhof).
Übrigens ist der Geißelheiland ein Werk des Schülers von Joseph Gabriel
Mayer (* 1808 in Gebrazhofen, + 1883 in München), nämlich von Peter
Paul Metz aus Gebrazhofen.
SULMINGEN, Seelsorgeeinheit Maselheim, Dekanat Biberach, Ölberg an der Kirche St. Dionysius Areopagita
48.155, 9.870
Der mit Glas geschützte, großzügig angelegte Ölberg in Sulmingen, an der Friedhofsseite der Kirche
angebaut, zeigt neben der klassischen Ölbergsszene mit Jesus, einem
eher kleinen Engel mit Kelch, den drei Jüngern Petrus, Jakobus und
Johannes, an der Rückwand ein Gemälde mit dem Panorama von Jerusalem.
Von dort kommt der Verräter Judas mit einer Reihe von Soldaten.
Die Ölbergszene ist vermutlich schon ziemlich alt. Entstehungszeit
dürfte Ende des 15. / Anfang des 16. Jahrhunderts sein, als nach den
Kreuzzügen und der Einnahme Konstantinopels durch die Osmanen im Jahre
1453 der Zugang zu den Originalplätzen der Passion Jesu weitgehend
verwehrt war. Auf diesem Hintergrund wurde versucht, zunächst den
Ölberg, später auch den Kreuzweg Jesu quasi vor Ort zu "verorten". So
entstanden gerade in dieser Zeit zahllose Ölbergszenen. Eine zweite
Hochphase der Ölbergdarstellungen war die Zeit um 1900, als viele
Ölbergszenen im Nazarenerstil oder im Zuge des Historismus entstanden.
Die Sulminger Ölbergszene ist, wie es einstmals und auch heute noch
vielfach feststellbar ist, auf dem Friedhof zu finden. Ob die
Ölbergszene allerdings immer schon an dieser Stelle aufgestellt war,
ist eher unwahrscheinlich, da die Szene in einem Anbau zu finden ist,
der vermutlich erst später an die Kirche angebaut wurde. Die Kirche
selbst wurde im Jahre 1765 neu erbaut, der Turm ist allerdings
romanischen Ursprungs, sodass der Neubau gewiss am Ort der
Vorgängerkirche erfolgte.
Gesichert ist jedenfalls, dass die Ölbergszene im Jahre 2007 durch die
Restaurierungswerkstätte Meinrad Kopp aus Emerkingen restauriert und
vermutlich auch neu gefasst wurde.
Die Fotos sind etwas bearbeitet, weil das Fotografieren durch die
Glasscheibe einigermaßen kompliziert war, zumal die Lichtverhältnisse
zum Zeitpunkt der Aufnahmen nicht optimal waren (8. Dezember 2021).
BAINDT - Dekanat Allgäu-Oberschwaben, Ölberg am Haupteingang zur Pfarrkirche St. Johannes Baptist
47.843, 9.664
Die kleine Ölbergszene in Baindt umfasst nur den betenden Jesus, der vor einem von einer Wolke umhüllten Kelch
kniet. Der Kelch steht bekanntermaßen für das Leid, das Jesus
bevorsteht, von dem er weiß, das er ahnt und das er, ganz menschlich,
gerne an sich vorübergehen lassen möchte. In der Bibel wird deutlich,
dass er diese Bitte an Gott, seinen Vater richtet.
LEUPOLZ, Seelsorgeeinheit Wangen im Allgäu, Dekanat Allgäu-Oberschwaben, Ölberg auf dem Friedhof
47.751, 9.822
Den
Leupolzer Ölberg hat der aus Kißlegg stammende Bildhauer Josef
(manchmal auch Joseph geschrieben) Schilt geschaffen und im April 1902
in Leupolz "abgeliefert", wie es in einer Leupolzer Chronik steht.
Darin wird der Ölberg zurecht als eine "künstlerische Schöpfung"
gewürdigt. Die Figuren, so heißt es weiter, sind aus einem Stück im
Zeitraum von einem "vollen halben Jahr" heraus gearbeitet worden.
Schließlich, so ist im "Argenboten" vom 2. April 1902, den die Chronik
zitiert, zu lesen: "Die Pfarrei Leupolz ist zu der neuen Zierde zu
beglückwünschen, welche von edelmütiger Hand gestiftet ist". Josef
Schilt war offensichtlich eine etwas schillernde Person. Er wurde am
25. Oktober 1862 in Kißlegg geboren. Die Bildhauerkunst erlernte er bei
Meistern in Isny, Gebrazhofen und Tettnang, Später arbeitete er in
Stuttgart und München, wo er sich auch an der "königlich bayrischen
Academie der bildenden Künste einschrieb. In Augsburg leitete er sieben
Jahre lang eine Bildhauerei, drei Jahre lang lebte er in Freiburg im
Breisgau. Danach kehrte er, der Liebe wegen, wie es im Amtsblatt "Der
Kißlegger" auf Seite 13 steht, wieder in die Heimat zurück. Schilt starb am 27. Januar 1939. Arbeiten
von ihm sind in Kirchen und Kapellen in Wolfegg, eben in Leupolz,
Immenried (Pietà), Zaisenhofen (Figuren Josef und Franz Xaver),
Merazhofen (Figur Hl. Franziskus) und etwas weiter weg in
Unterdrackenstein (bei Göppingen), aber auch in Polen, Portugal und gar
Brasilien zu finden. In Kißlegg selbst sind die einstmals am hinteren
Eingang der Kirche aufgestellte Ölbergszene, ein heiliger Antonius und
die Gottvater-Figur auf dem Hochaltar von ihm verblieben. Der Kißlegger
Ortsheimatpfleger Heinz Linder hat sich intensiv mit Leben und Werk
Schilts beschäftigt und sogar im Keller des Neuen Schlosses in Kißlegg
aus Ton gefertigte Entwürfe für Kreuzwegstationen von Josef Schilt
gefunden. Den entsprechenden Kreuzweg selbst gibt es in der Kirche St.
Martin in Wangen und in Reichenbach (polnisch Dzierznoiów) in Polen.
Quellen: Chronik Kirchengemeinde Leupolz
Der Kißlegger, Amtsblatt der Gemeinde Kißlegg, 10. Oktober 2021, Seite 13
Schwäbische Zeitung vom 10.10.2021, Artikel "Schilt ist kein vergessener Künstler mehr" von Vera Stiller
NIEDERWANGEN - Seelsorgeeinheit Wangen im Allgäu, Dekanat Allgäu-Oberschwaben, Ölberg auf der Südseite der Kirche47.672, 9.800
Der Ölberg von Niederwangen befindet
sich auf der dem Friedhof zugewandten Südseite der Kirche St. Andreas
in Niederwangen. Es kann angenommen werden, dass der Ölberg schon in
der Gotik geschaffen wurde. Unter anderem legt der dreiteilige
Strahlenkranz Jesu diese Vermutung nahe. Der Name des Künstlers ist mir
bis dato (Januar 2022) nicht bekannt. Allerdings wird es, insbesondere
in Anbetracht der wenig ausgeprägten Gesichtszüge der Jünger Jesu, wohl
eher ein unbekannter Künstler
gewesen sein, der die Figurengruppe schuf. Die Gesichtszüge lassen gar
vermuten, dass es sich um bäuerliche Kunst handelt, ohne dass diese
nocht weniger geschätzt werden soll. Letztlich bedeutsam ist bei aller
Kunst und Kunstkritik das, was die Darstellung für die Menschen
bedeutsam macht.
Im Band "Die Kunstdenkmäler des ehemaligen Kreises Wangen, bearb. von
Adolf Schahl, Werner von Matthey, Peter Strieder und Georg Sigmund Graf
Adelmann von Adelmannsfelden, Stuttgart 1954, wird der Niederwangener
Ölberg auf Seite 245 folgendermaßen beschrieben: "Ölberg auf hohem
gemauertem Sockel südlich am Choransatz. Skulpturen bäuerlich
gotisierend 18. Jahrh., überdeckt von welscher Kupferblechhaube auf
Holzstützen (1824 auf ehemaligem Beinhaus errichtet).
Vielfach sind die Ölberge auf den Friedhöfen zu finden, vornehmlich
dann, wenn die Friedhöfe noch unmittelbar bei den Kirchen angelegt
sind. Gewiss ist dabei der Ölberg mit der Bitte Jesu, dieser Kelch
möge doch an ihm vorübergehen, als Trost für die Trauernden gedacht.
Selbst Jesus, der Sohn Gottes, musste den irdischen Tod sterben, bevor
er zur Auferstehung kam. Immer wieder verwundert es allerdings, dass
gerade die katholische Kultur der Ölberge, Feld- und Wegkreuze und der
Kreuzwege viel mehr auf das Leiden und den Tod Jesu verweisen, als auf
die Auferstehung. Vermutlich liegt dies auch daran, dass eher wenige
Künstler sich trauten, die Auferstehung Jesu darzustellen. Bekannt sind
uns Darstellungen, wie Jesus aus dem Sarg, dessen Deckel weggeschoben
wurde, mit Siegeszeichen quasi über dem Grab schwebt, vielfach
abgebildet mit Soldaten, die zu seinen Füßen liegen. Diese
Darstellungen sind allerdings
vornehmlich gotisch. In späteren Kunstepochen sind
Auferstehungsdarstellungen tatsächlich eher selten.
BIBERACH an der Riß, Dekanat Biberach, Ölberg bei der Stadthalle 48.097, 9.786
An einem zunächst ungewöhnlichen Ort
steht der Biberacher Ölberg, der an der Straße bei der Stadthalle zu
finden ist. Der Ölberg hat, wie es der Geschichtstafel zu entnehmen
ist, eine lange Geschichte. Wie bei fast allen Ölbergen zeigt auch
dieser die drei schlafenden Jünger, den betenden Jesus und den Engel
mit dem Kelch. Auffallend ist die Bemahlung der Ölberggrotte, die den
herannahenden Judas mit dem Beutel mit den 30 Silberlingen zeigt. Judas
wird von Soldaten begleitet. Noch mehr ins Auge sticht die Szene mit
den beiden Putten, die schon das Kreuz tragen, an dem Jesus hängen
wird. Der Ölberg ist sehr gut gepflegt und offensichtlich in dem
vergitterten Bildstock auch gut gegen die Witterung geschützt.
Der Geschichtstafel nach steht der Ölberg wohl noch immer in der Nähe
seines ursprünglichen Ortes. Der erste Ölberg wurde nämlich an der
Straße zu der im Jahre 1531 zerstörten Leonhardskapelle erbaut. Später,
im Jahre 1615 wurde dort dann das Kapuzinerkloster erbaut. Der erste
Ölberg wurde wohl auch schon 1531 zerstört, ein zweiter entstand an
derselben Stelle wohl mit dem Bau des Kapuzinerklosters im Jahre 1615.
Dieser wurde immer wieder renoviert. Zuletzt wurde der Ölberg beim Bau
der Stadthalle beschädigt, aber dann doch wieder aufgebaut.
CHRISTAZHOFEN, Seelsorgeeinheit Argenbühl, Dekanat Allgäu-Oberschwaben, Ölberg im südlichen Teil des Friedhofs
47.723, 9.963
Bei der sehenswerten Pfarrkirche St.
Mauritius Christazhofen liegt auch der Friedhof, der in mehreren
"Terrassen" angelegt ist. Die Terrasse, die am tiefsten liegt, weist
eine Ölbergkapelle auf, die eine stattliche Figurengruppe Jesu mit dem
Engel zeigt. Die Jünger, die Jesus am Berg Gethsemani begleitet haben,
sind nicht abgebildet. Wie einer Tafel an der Ölbergkapelle zu
entnehmen ist, handelt es sich um eine neugotische Figurengruppe. Die
Kapelle selbst wurde in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts gebaut.
Man kann vermuten, dass die Figurengruppe aus der Bildhauerwerkstatt
Metz in Gebrazhofen oder aus einer der Ravensburger
Bildhauerwerkstätten des ausgehenden 19. und beginnenden 20.
Jahrhunderts, also Moriz Schlachter oder Theodorf Schnell stammen.
Ein Vergleich mit der Altarplastik "Christus reicht Betha die Hl.
Kommunion" in der Pfarrkiche St. Peter Bad Waldsee - Reute (siehe
Fotos) legt nahe, dass die Christazhofer Ölbergszene tatsächlich von
Peter Paul Metz (* 11.08.1830 in Gebrazhofen, + 24.12.1912 ebenda)
stammt. Die Reutener Plastik ist gar signiert. Die Gestaltung der Haare
und des Barts Jesu kommen zwar den Jesusdarstellungen mehrerer
Bildhauer des 19./20 Jahrhunderts in unserer Raumschaft, also mit Moriz
Schlachter, Theodor Schnell, Gabriel Lämmle oder Josef Schilt sehr
nahe, dennoch lässt sich, auch aufgrund der räumlichen Nähe zu
Gebrazhofen und aufgrund der Tatsache, dass Peter Paul Metz in
Christazhofen gearbeitet hat, mit großer Sicherheit annehmen, dass die
Christazhofer Ölbergszene tatsächlich von Metz, einem Schüler des
Gründers der Mayer'schen Hofkunstanstalt in München, nämlich Josef
Gabriel Mayer, stammt. Nun konnte ich aber zwischenzeitlich (Mitte März
2022) per Telefongespräch mit dem ehemaligen Ortsvorsteher und
Kirchenmaler Herbert Mayer aus Gebrazhofen erfahren, dass die
Christazhofer Ölberggruppe tatsächlich von einem Schüler von Peter Paul
Metz stammt. Dennoch bleibt die auffallende Ähnlichkeit mit der Plastik
in Reute. Offensichtlich hat der Schüler von Metz, also der, der die
Christazhofer Ölberggruppe machte, viel von seinem Meister gelernt.
Hier also die Vergleichsfotos aus der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Peter und Paul Reute, Seelsorgeeinheit Bad Waldsee
BAD SCHUSSENRIED, Seelsorgeeinheit Bad Schussenried, Dekanat Biberach, Ölbergkapelle mit Geißelheiland an der Biberacher Straße
48.008, 9.661
An diesem Standort stand vor dem Jahre
1748 die Schächerkapelle. Diese Kapelle wurde gegen Kleinwinnaden
verlegt – Auf dem Grundstück des ehemaligen Wirtshauses „Schussental“.
Wobei sie dort um 1900 niedergelegt wurde. Das darin befindliche
übergroße Kruzifix finden wir heute am Haus der Fam. Burger
Kleinwinnaden.
Am 24. August 1748 wurde bei dem oberen Tor, welches 1837 niedergelegt
wurde, der Weg für die Ölbergkapelle und die Kreuzwegstationen
abgesteckt und gleich darauf mit dem Bau begonnen. Am 4. September des
gleichen Jahres wurde der Stationsablass verbunden mit einer Prozession
abgehalten. Der komplette Konvent nahm daran teil. Während diesem
Gnadenakt fing es entsetzlich an zu stürmen und zu schneien. Den Actum
führte R.P. Franz Schmidhauser, Guardian zu Saulgau. Ende August 1749
wurde dann die Ölbergkapelle fertig gestellt. Der Pfarrer Laurentius
Loewe (1805 – 1843) ließ 1812 die Figuren anfertigen. Die
Ölbergskulpturen (links) wurden durch Bildhauer Lott aus Rottenburg
geschnitzt und von Maler Walz gefasst. Der Kerkerchristus (rechts)
wurde von Maler Maier gefasst.
Durch das Komplexlastablösungsgesetz von 1865 kam der Ölberg in den Besitz der Kirchengemeinde.
1956 wurden beide Skulpturen vom Kirchenmaler Heber aus Schussenried neu
gefasst. Das Gebäude erhielt durch Gipsermeister Mösle einen neuen
Verputz. Die Gitter wurden durch den Kirchenpfleger Wiedmer erneuert
und Schreinermeister Jans fertigte neue Kniebänke an. Zur
Jubiläumsfeier 1983 wurde diese Kapelle 1982 umfangreich saniert.
Walter Hermanutz
Anmerkung der Kirchenpflege: Erneuerung des Anstrichs und kleine Ausbesserungen in 2017.
Anmerkung meinerseits: Die
Ölberggruppe und der Geißelheiland sind gleich zweifach mit Glas und
Metallgitter gesichert. Dadurch wurde das Fotografieren nicht ganz
einfach, was an einigen verspiegelten Fotos zu sehen ist.
Quelle: https://se-bad-schussenried.drs.de/kapellen-der-seelsorgeeinheit/oelbergkapelle.html
Nachtrag (Mai 2022): Dem Aufsatz von Alfons Kasper "Über die Waldseer
Bildhauer-Werkstätten der Zürn, Bendel, Grassender und Reusch",
veröffentlicht in: Heilige Kunst, Mitgliedsausgabe des Kunstvereins der
Diözese Rottenburg 1968-1969, hgg. von Erich Endrich, heißt es auf
Seite 52, dass der Kerkerchristus an der Säule von Johann Georg Reusch
in Unseres Herrgotts Ruhe am Schussenrieder Ölberg (1748/50) stamme.
Vermutlich waren die Figuren der Ölbergsszene, wie auch die
nahegelegenen Kreuzwegstationen ebenfalls von Johann Georg Reusch (*
1690, + 1770). Allerdings, so Alfons Kasper in o. a. Aufsatz, wurden
auch die Kreuzwegstationen durch nachklassizistische des Rottenburger
Bildhauers Lott im Jahr 1812 ersetzt. Es kann angenommen werden, dass
einige der Stationen noch von Moirtz Lott(?) stammen (siehe
Kreuzwegstationen per Klick auf nachfolgenden Schriftzug:
KREUZWEG BAD SCHUSSENRIED
ROT AN DER ROT , Dekanat Biberach, Ölberg am Kreuzberg in Mettenberg
48.032, 10.037
Der
Passionsgeschichte entsprechend ist das Gebet Jesu am Berg Gethsemani
nach dem Letzten Abendmahl tatsächlich kurz vor dem Verrat durch Judas
und der Verhaftung Jesu einzuordnen. Danach kommt dann, etwas später,
die Verurteilung durch Pilatus und schließlich der Kreuzweg, der auch
in Mettenberg, einer Ortschaft von Rot an der Rot, in 14 Stationen
dargestellt wird. Diese werden unter dem Link Kreuzweg an
entsprechender Stelle abgebildet und ansatzweise besprochen. Per Klick
auf den
Schriftzug KREUZWEG METTENBERG kann dieser betrachtet werden.
Der Mettenberger Ölberg überzeugt wie
die gesamte Anlage Kreuzberg durch eine sehr gute Pflege. Der
Bildstock, in dem der Ölberg eingebaut ist, ist mit dem am Ende des
Kreuzwegs identisch. Dort wird die Verehrung des Herzens Jesu der
Margareta Maria Alacoque dargestellt.
Der Ölberg selbst ist von
Joseph Schilt
(*1861, + 1939) aus Kißlegg geschaffen. Vermutlich kam dieser auch um
die Jahrhundertwende an seinen Platz. Näheres zu Joseph Schilt, von dem
mehrere Ölbergszenen in unserer Region zu finden sind, gibt es per
Klick auf nachfolgenden Schriftzung:
ÖLBERG LEUPOLZ
Ein weiterer Ölberg, den er geschnitzt hat, finden wir auf dem Friedhof in
Treherz. Ob auch die
Christazhofer Ölbergszene mit Jesus und dem Engel von Schilt stammt, muss erst noch ergründet werden.
HASLACH (ROT AN DER ROT), Seelsorgeeinheit Rot-Iller, Dekanat Biberach, Ölberg auf dem Weg vom Pfarrhaus zur Pfarrkirche St. Petrus in Ketten
47.976, 10.048
Wenn sich einstmals der Pfarrer von
Haslach auf dem Weg zur Pfarrkirche St. Petrus in Ketten begab, musste
er erst einmal eine gute Kondition haben, weil er doch auf einem mit
mehreren Treppen ausgestatteten Weg einen Höhenunterschied von gut 50
Metern überwinden musste. Zudem konnte er, wenn denn die Kondition
reichte, einige Gebete, vielleicht sogar mindestens ein
Rosenkranzgesätzle beten. Zunächst jedenfalls passierte er einen
Ölberg, der in den Hang eingebaut wurde, dann ging es entlang der 14
Kreuzwegstationen bis hoch zur Kirche St. Petrus in Ketten. Der
Kreuzweg wurde nach der sechsten Station (Veronika reicht Jesus das
Schweißtuch) durch eine schöne Lourdesgrotte unterbrochen, bevor dann
die weiteren acht Stationen folgten.
Der Ölberg selbst zeigt, im Gegensatz zu anderen vergleichbaren
Andachtsstätten, nur den betend-flehenden Jesus in seiner Todesangst und
einen Engel, der ihm gegenüber den Kelch in Händen hält, den Jesus so
gerne an sich vorübergehen lassen wollte. Beindruckend ist, wie der
Engel in der Haslacher Ölbergszene tatsächlich einen schwebenden
Eindruck macht.
Man könnte vermuten, dass die beiden Ölbergfiguren von Gabriel Lämmle
(* 1851, + 1925) stammen. Lämmle ist auch der Künstler, der den Ölberg
und die Kreuzwegbilder in Ummendorf gemacht hat. Die Figur Jesu
ähnelt sehr der Figur Jesu in Ummendorf (etwa bezüglich der "Frisur"),
die Flügelstellung des Engels ist ebenfalls vergleichbar mit der des
Engels in Ummendorf. Allerdings zeigt der Ummendorfer Ölberg auch die
drei schlafenden Jünger, die Jesus zum Garten Gethsemani begleitet
haben. An dieser Stelle sei erlaubt, dass die Verantwortlichen in
Haslach vielleicht sogar das Vorbild des Ummendorfer Kreuzbergs vor
Augen hatten, ihnen allerdings die Mittel fehlten, eine ähnlich
imposante Andachtsstätte zu finanzieren.
Mit einem Klick auf nachfolgenden Schriftzung sollte sich die
Darstellung des Ummendorfer Ölbergs öffnen, sodass Sie selbst
vergleichen können.
ÖLBERG UMMENDORF
BERKHEIM, Seelsorgeeinheit Rot-Iller, Dekanat Biberach, Ölberg an der Südseite der Kirche
48.041, 10.084
Der aus Kißlegg stammende Joseph Schilt
muss ein fleißiger Mann gewesen sein. In Berkheim ist mir nun nach
Leupolz, Treherz und Mettenberg (Rot an der Rot) der vierte Ölberg von
Josef Schilt begegnet. Zudem kommt einer in Kißlegg, der derzeit aber
nicht der Öffentlichkeit zugänglich ist. Der Ölberg ist nach dem
Schilt'schen Muster dargestellt. Jesus betend gegenüber dem
schwebenden, mit ausgebreiteten Flügeln und einen Kelch in Händen
haltenden Engel und ihm zur Seite die schlafenden Jünger. Schilt
gruppiert dabei die Brüder Johannes und Jakobus nebeneinander, der
zumeist mit einer Stirnlocke und dem Schwert identifizierbare Petrus
schläft etwas abseits des Brüderpaars. Die Arbeiten Schilts sind stets
sehr plastisch, so gesehen also den Nazarenern zuzuordnen.
Die Aufnahmen wurden im Februar 2022 bei relativ starker
Sonnenstrahlung gemacht, sodass der untere Bereich der Ölbergszene
einigermaßen überbelichtet ist.
UNTERZEIL, Filialkirchengemeinde St.
Magnus Seelsorgeeinheit St. Gallus Allgäu, Dekanat Allgäu-Oberschwaben,
Ölberg und Geißelheiland an der Kirchenmauer
47.858, 10.001
Die Ölberggruppe an der Kirchenmauer von
Unterzeil liegt direkt neben einer Nische, in der ein "Heiland an der
Saul" oder ein Geißelheiland an der Säule zu sehen ist. Auffallend ist,
dass bei der Ölberggruppe nur zwei Jünger zu sehen sind, nämlich
Johannes und dessen Bruder Jakobus, die zudem noch auffallend weit
voneinander entfernt aufgestellt sind. Petrus fehlt. Vermutlich ist die
Figur verloren gegangen, wurde beschädigt, sodass sie nicht mehr
aufgestellt werden konnte, oder gar entwendet. Jedenfalls ist
anzunehmen, dass die Gruppierung nicht immer so seit dem 18.
Jahrhundert, als die Figuren in der Nische an der südlichen Außenwand
der Kirche St. Magnus aufgestellt wurden, angeordnet waren. Dass die
Figuren zum Teil aus der Zeit des Barock stammen und also nicht den
häufig
anzutreffenden Ölbergszenen aus der Epoche der Nazarener zuzuordnen
sind, lässt sich auch an deren Haltung, dem Gesichtsausdruck und der
"Kleidung" erkennen . Diese Annahme gilt wenigstens für die Figur Jesu
und die des Jakobus. Die Johannes-Figur wurde, wie ich mittlerweile von
Anton Hess aus Unterzeil erfahren konnte, tatsächlich von einem
Künstler aus Unterzeil gearbeitet. Eine sehr feine und gelungene
Arbeit! Auch die Engelsbüste ist jüngeren Datums. Wie ich ebenfalls von
Anton Hess weiß, sind tatsächlich vor geraumer Zeit drei Figuren (also
die des Petrus, des Johannes und die des Engels) gestohlen worden,
sodass der Ölberg längere Zeit nicht aufgebaut war. Übrigens befindet
sich unter der Ölberggrotte, derzeit mit Holz oder einer Steinplatte
verdeckt wohl ein Grab Christi, das aber nur in den Sommermonaten
geöffnet ist. Sobald ich bei einem späteren Besuch der Unterzeiler
Kirche bzw. des Friedhofs von Unterzeil das vermutete Grab
fotografieren kann, werde ich auch dieses an dieser Stelle einstellen.
Am Rande sei noch vermerkt, dass der Heiligenschein ein dreifacher
Glorienkranz ist, wie dieser eben in der Barockzeit vielfach Jesus zukam.
Allerdings ist zum Zeitpunkt der Fotos des Ölbergs (Februar 2022) Jesus ein Teil der
Gloriole, also quasi ein "Zacken aus der Krone" gefallen, der nun am
Boden liegt, dem ansprechenden Gesamteindruck der Ölbergszene
allerdings keinerlei Abbruch tut.
Und noch eine Anmerkung oder Beobachtung, die allerdings auch
vollkommen falsch sein kann, sei mir erlaubt. So ein wenig erinnert der
Unterzeiler Johannes dem des
Biberacher Ölbergs.
Vielleicht hat der Künstler, der den Unterzeiler Johannes so
wohlgestaltet geschnitzt hat, ja tatsächlich mehrere Ölbergszenen in
der Region angeschaut und dabei auch eine Anregung aus Biberach
übernommen.
EBENWEILER, SEELSORGEEINHEIT ALTSHAUSEN, DEKANAT BIBERACH, Ölberg auf dem Friedhof bei der Kirche
47.902, 9.515
Der Ölberg auf dem Friedhof von
Ebenweiler ist wohl schon etwas in die Jahre gekommen. Nicht allein
aufgrund des dreiteiligen Strahlenkranzes als Jesu Heiligenschein ist der
Ölberg der Gotik zuzurechnen. Wie auf vielen anderen Ölbergen auch,
werden die drei Jünger, die Jesus nach Gethsemani begleiteten, also
Petrus und die Brüder Jakobus und Johannes, schlafend dargestellt, in
Ebenweiler kann man sogar feststellen, dass sie sich im Tiefschlaf
befanden, als Jesus in einer seiner schwersten Stunden betete und
hoffte, dass eben "dieser Kelche an ihm vorübergehen könnte".
Nebenbei sei bemerkt, dass die Fotos nicht dem entsprechen, was man von
guten Fotos erwarten kann. Allerdings waren die Faktoren Gitterstäbe,
Glas und Sonne Hindernisse, um wirklich schöne Aufnahmen machen zu
können.
BAD WALDSEE, Dekanat Allgäu-Oberschwaben, Ölberggruppe in der Friedhofskapelle beim alten Friedhof
47.918, 9.757
Die Ölberggruppe in der Friedhofskapelle
St. Michael (erbaut 1696, erneuert 1751) zeigt mehrere beeindruckende
Holzskulpturen (Pietà, Heiland an der Saul) und eben eine Ölberggruppe
mit Jesus und dem Engel, der ihm den Kelch "reicht". Die Figuren sind
von Johann Goerg Reusch aus dem Jahr 1730. Reusch lebte von 1690 bis
1770, vornehmlich in dem damaligen Waldsee (der Bad-Titel wurde erst im
Jahre 1956 der seit dem Jahre 2022 "Großen Kreisstadt" verliehen). Von
ihm sind in der Umgebung zwahlreiche Plastiken erhalten, so etwa auch
in der Pfarrkirche St. Peter in Bad Waldsee.
RINGSCHNAIT, Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt, Seelsorgeeinheit Biberach-Umland, Dekanat Biberach, Ölberg an der Kirchhofbefestigung
48.075, 9.880
In einer hohen Nische ist an der
Kirchenummauerung von Ringschnait eine Ölbergszene mit Jesus, den drei
Jüngern Johannes, Jakobus und Petrus und einem etwas klein geratenen,
weil vermutlich perspektivisch entfernten Engel. Die Ölberggruppe ist
vermutlich aus dem 18. Jahrhundert, evtl. gotisierend (vgl. Gloriole
als Nimbus für Jesus) gearbeitet. Unterhalb der mit einem Gitter
gesicherten Szene ist eine weitere Nische, in der ursprünglich wohl
einstmals ein Figur des Leichnams Jesu lag. Vorstellbar ist zudem, dass
diese Nische ehemals als "Beinhaus" genutzt wurde.
Es ist anzunehmen, dass kein ganz bedeutender Künstler die Gruppe
geschnitzt hat, wofür die eher zurückhaltend ausgeprägten Gesichtszüge
und Faltenwürfe der Protagonisten sprechen. Unabhängig davon
beeindruckt die Szene auf dem ehemaligen Friedhof der Pfarrkirche
Ringschnait. Auffallend an der Ringschnaiter Ölbergszene ist zudem,
dass kein Kelch zu finden ist, der ansonsten in kaum einer Ölbergszene
fehlt.
Die Fotos sind aufgrund der erhöhten Lage der Ölbergszene und fehlender
Erhöhungsunterstützung für den Fotografen zum Teil etwas verzerrt.
ELLWANGEN,
KIRCHENGEMEINDE ST. KILIAN UND URSULA, SEELSORGEEINHEIT ROT-ILLER;
DEKANAT BIBERACH, Ölbergszene auf der Friedhofsmauer
47.975, 9.938
Eine Ölbergszene wie in einem Bildstock
findet man in Ellwangen auf dem Friedhof der Kirchengemeinde St. Kilian
und Ursula. Die Holzskulptur zeigt den betenden Jesus und den ihn
förmlich stützenden Engel mit dem Kelch. Das Antlitz Jesu zeigt sehr
deutlich dieVerzweiflung angesichts dessen, dass Jesus seinem "Schicksal" nicht entgehen kann.
Die Szene ist gewiss jüngeren Datums, selbst wenn der eigentliche
Bildstock (geschätzt) vermutlich aus den 50-er Jahren des 20.
Jahrhunderts stammt.
Eine Besonderheit in Ellwangen ist, dass unmittelbar neben der
Ölberggrotte ein vermutlich schon mehrere 100 Jahre altes Steinkreuz
steht. Diese Steinkreuze wurden einstmals als Sühnekreuze aufgestellt.
Am Ort eines Verbrechens (Mord oder Toschlag) musste der Mörder neben
anderen Strafen wie Entschädigungszahlungen an die Familie des oder der
Getöteten, auferlegte Wallfahrt, Prozession barfuß und mit entblößtem
Oberkörper, ein Sühnkreuz aufstellen. Diese Steinkreuze sind eher an
Straßen oder an Weggabelungen zu finden, selten auf Friedhöfen. Ob nun
auf dem Friedhof dieses mit dem Sühnekreuz dokumentierte Verbrechen
stattfand oder ob der Friedhof erst später über den Standort des
Kreuzes erweitert wurde, kann nur vermutet werden.
Die Pfarrkirche und der Friedhof von Ellwangen zeigen neben der
Ölbergszene auch noch eine Lourdesgrotte und ein Arma-Christi-Kreuz in
der Kirche (siehe dort bzw. Klick auf die Schriftzüge) und eine
besondere, mutige, weil dem Expressionismus zuzuordnende Bemalung, die
bei der Kirchenrenovation 1935 von August Blepp (* 1885, + 1949) in die
Kirche kam. So soll ein Foto beim Ölberg dazu anregen, auch der Kirche
einen Besuch abzustatten.
BAUSTETTEN, Kirchengemeinde St. Ulrich, Dekanat Biberach, Ölberg unterhalb der Pfarrkirche
48.204, 9.892
Die Ölbergkapelle von Baustetten
befindet sich am St. Ulrichsberg. Von dort aus kann man, den
Kreuzwegstationen entlang, zur Kirche gehen oder auf einem schmalen Weg
auch fahren. Die Ölbergszene besteht aus zwei Figuren, dem betenden
Jesus und dem ihm Zuversicht zusprechenden Engel mit dem Kelch. Die
schlafenden Jünger Petrus, Johannes und Jakobus fehlen. Bemerkenswert
ist die "Pflanzenwelt" der Szene mit der Palme und dem Riesenfarm.
Zudem ist die Sitzhaltung des Engels außergewöhnlich.
Quasi im Vorraum des Ölbergs sind an den Seiten zwei sehr schöne und
farbenfrohe Fenster mit Vogelmotiven eingebaut. Das eine Fenster zeigt
einen Pelikan, der auch als Symbol für Jesus Christus gilt, weil der
Pelikan der Legende nach sein Herz ausreißt, um es seinen Jungen zu
geben. Das gegenüberliegende Fenster zeigt einen Hahn, wohl Sinnbild
für die dreifache Leugnung des Petrus, Jesus zu kennen, bevor noch der Hahn kräht.