Ein auffallend großer Bildstock,
vermutlich ca. 4,5 m hoch, ist links der B 30 von Enzisreute Richtung
Ravensburg, zu sehen. Dieser steht an der Stelle schon seit der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts, war zwischenzeitlich allerdings auch schon
mal reichlich überwuchert und wurde im Jahre 2002 saniert und mit einer
Replik der im Jahre 1967 nach Reute verbrachten ursprünglichen
Holzfigur, wohl aus dem 16. Jahrhundert, ausgestattet. Die neue Figur
hat Stuckateurmeister Reinhold Lombacher aus Mennisweiler nach dem
Vorbild der Holzfigur geschaffen. Gefasst wurde diese von Restaurator
Erwin Roth aus Ausnang. Im Mai 2005 segnete Dekan Heinz Leuze die Figur
und den Bildstock. Eigentümer des imposanten "Bildstöckles" ist die
Staatliche Forstverwaltung, die auch die ursprüngliche Figur dem
Kloster Reute als Dauerleihgabe überlassen hat. Der damalige
Straßenbauamtschef Franz Zembrot und Forstdirektor Gerhard Maluck
hatten wesentlichen Anteil daran, dass der Bildstock nicht nur saniert
wurde, sondern auch dass die erforderliche Stumme für die Replik der
Gut-Betha-Statue zusammenkam. Dabei haben sich tatsächlich mehrere
Behörden und Privatpersonen finanziell eingebracht, um den Grundstock
von 500 Euro, der als Sonderpreis "Kleindenkmale" vom Schwäbischen
Heimatbund im Jahre 2002 den Verantwortlichen verliehen wurde,
entsprechend aufzustocken.
Allerdings ist man auf der Straße, der B 30, die nach wenigen Meter in beide Richtungen zweispurig ausgebaut ist, meistens schon
so schnell unterwegs, dass ein Blick auf die Figur der Guten Beth von
Reute gar nicht mehr zu erhaschen ist. Zudem gibt es dort keine
Parkmöglichkeit neben der Straße, sodass der Bildstock am ehesten per
Rad, zu Fuß oder auf Nebenwegen aus Richtung Baindt zu entdecken ist.
Aber die "Anstrengung" lohnt sich. In der vergitterten Nische des
Bildstocks ist, in einer Höhe, die deutlich über 2 m liegt, die wohl
älteste Darstellung der Guten Beth (um 1600), allerdings in einer
Kopie, zu sehen. Das Original steht in der Pfarrkirche St. Peter und
Paul in Reute.
Die jetzige Figur in dem im Jahre 2004
Die Gute Beth, mit bürgerlichem Namen Elisabeth Achler,
wurde am 13. November 1386 im damaligen Waldsee (das Bad zum Ortsnamen
kam erst 1956 hinzu) geboren. Sie zog, auf Anraten ihres geistlichen
Begleiters, Propst Kügelin, mit vier Frauen als 17-Jährige im Jahre
1403 in eine neu erbaute Klause in Reute, womit sie quasi als
Begründerin des Klosters Reute gilt. Von ihr wird berichtet, dass sie
sich schon in jugendlichem Altar für die Armen der Stadt einsetzte,
dass sie in der Abgeschiedenheit und Einsamkeit von Reute in der
Gemeinschaft mit ihren Begleiterinnen in Meditation und Arbeit gelebt
haben soll. Von ihr wird berichtet, dass sie die Stelle anzeigt, wo man
nach Wasser graben solle (der Gut-Beth-Brunnen läuft noch heute), sie
soll 12 Jahre lang nur von der Eucharistie gelebt haben und als Zeichen
der beonderen Auserwähltheit die Wundmale Jesu empfangen haben, die an
den Händen auch auf der Figur des Gut-Betha-Bildstocks zu sehen sind.
Sie starb an ihrem Geburtstag im Jahre 1420, also im Alter von 34
Jahren oder 2 x 17 Jahre vor dem Leben in Abgeschiedenheit und nach dem
Umzug nach Reute. Von ihr wird berichtete, dass sie - in Sorge um die
Einheit der Kirche im 15. Jahrhundert - um diese Einheit gebetet habe
und Mut machte und voraussah, dass am Martinstag, also dem 11. November
1417 ein neuer Papst Martin V gewählt werde, der die Einheit der Kirche
wieder herstellen sollte. Die Gute Beth wurde 1766 von Papst Clemens
XIII selig gesprochen.
Die Darstellung der Guten-Beth-Statue ist übrigens klassisch: Im
Ordensgewand, mit gütigem, in Meditation versenktem Blick, mit einer
Dornenkrone bekrönt, das Kreuz Christi in der Hand haltend, mit den
Wundmalen an den Händen und einem Rosenkranz am Zingulum ihres
Ordensgewands. Mit diesen Attributen ist auch schon sehr viel über ihre
Vita angezeigt.
Ein Gebet zur Guten Beth gibt es per Klick auf nachfolgenden Schriftzug.
GEBET ZUR GUTEN BETH
Quellen:
https://www.kloster-reute.de/bei-uns-zu-gast/wallfahrten-zur-guten-beth/die-gute-beth, entnommen: 20.03.2023
Artikel in der Schwäbischen Zeitung, Lokalausgabe Bad Waldsee: "Die
Gute Beth wacht über Mensch und Verkehr" von Dagmar Brauchle, 9. Mai
2005 Kreisrundschau