Im
Oberland findet man zahlreiche Bildstöckle, wie im Süden Deutschlands
die Bildstöcke bezeichnet werden. Vermutlich liegt der Grund für diese
Situation darin, dass in Weissenbronnen und im Tal bei Bergatreute
schon seit alters her Tuffstein abgebaut wurde. Dabei erwies sisch das
Material insgesamt als sehr witterungsbeständig, selbst wenn bei dem
zum Teil sehr alten Bildstöckle doch auch schon deutliche
Verwitterungsspuren zu erkennen sind. Mehrere Bildstöcke sind aus dem
18.
Jahrhundert und waren schon aufgestellt, noch bevor etwa Napoleon
geboren wurde. Der älteste Bildstock auf dieser Seite ist aus dem Jahr
1738 und steht in Wolfegg bei der Alten Pfarr. Andere sind zum Beispiel
aus dem Jahr 1744 (Bildstock mit dem Hl. Konrad am Ortseingang Berg bei
Wolfegg) bzw. 1749 (Bildstock bei Witschwende). Vermutlich sind gleich
zwei Bildstöcke aus dem Jahr 1816 (Bildstock bei Binzen mit dem Hl.
Franziskus und der Bildstock mit dem Hl. Martin am Weg nach
Weitprechts). Rudolf Schuhmacher vermutet, dass diese Bildstöcke in der
Hoffnung auf eine gute Ernte im Jahr 1816 aufgestellt wurden, nachdem
im
Jahr 1815, dem Jahr ohne Sommer (wegen des verheerenden Vulkanausbruchs
des Vulkans Tambora, dessen Ascheauswurf über ein ganzes Jahr die
Atmosphäre "verdunkelte") und dem darauf folgenden Jahr praktisch keine
Ernte eingefahren werden konnte. Übrigens hat das Cannstatter Volksfest
seinen Ursprung im Jahre 1817, als tatsächlich wieder geerntet werden
konnte, was dann auch sehr gefeiert wurde.
Andere
Bildstöcke sind, wie z. T. aus den Beschriftungen zu erkennen ist, aus
Dankbarkeit für eine Rettung aus großer Gefahr oder als Gedenken und
Bitte um Fürsprache für in unserer Gegend vielfach verehrte Heilige
aufgestellt worden. Die Bilder in den
Bildstöcken sind allerdings nicht
immer original, wie man vermuten kann. Oftmals wurden für verschollen
gegangene Bilder neue, meist in "naiver Malerei" gestaltete
Ersatzdarstellungen eingebaut. Auf dieser Seite werden neben den
Bildstöcken immer wieder auch
Detailansichten gezeigt. Das Material, aus dem die Bilstöcke geschaffen
wurde, ist wie oben
erwähnt, Tuffstein. Kalktuff (auch vereinfacht Tuff oder Tuffstein,
nicht zu verwechseln mit dem vulkanischen Tuff), ist ein meist
lockerer, teilweise wenig verfestigter Kalkstein, welcher als
Kalkabsatz an nichtthermalen
Quellaustritten oder deren Nähe entsteht. Ursache der Entstehung ist
der Verlust des vorher an den Kalkstein gebunden Kohlendioxids, wobei
dieser Verlust durch Erwärmung des Quellwassers entsteht und dabei
Kohlendioxid freigesetzt wird. Zur Kalktuffbildung gehören neben
fließendem, stark kalkhalitgem Wasser auch bestimmte Moose und Algen,
die die Ausfällung des Kalks beschleunigen (Quelle:
www.mineralienatlas.de, Stichwort "Kalktuff"). Der Tuffstein aus
Weissenbronnen war dabei so stabil, relativ gut bearbeitbar und
witterungsbeständig, dass er sich für die Bildstöcke sehr gut
eignete. Übrigens
gibt es in der Reihe "Themenwege im württembergischen
Allgäu"
auch eine Broschüre mit dem Titel "Aus dem Stein gesägt: Bildstöcke
aus Tuff um Wolfegg", herausgegeben von der Gemeinde
Wolfegg/Arbeitsgemeinschaft Heimatpflege im württemberg. Allgäu e.V.,
bearbeitet von Manfred Thierer, Leutkirch. In der Broschüre wird einer
der 4 Heiligen, die der Bildstock bei der alten Pfarr in Wolfegg zeigt,
der Name Meinrad anstelle des auf dieser Seite vermuteten Benedikt
genannt. Für Meinrad spricht der fehlende Abtsstab, für Benedikt
spricht das Buch (Regel des hl. Benedikt) und dass nur ein Rabe
abgebildet ist. Beide sind bedeutende Heilige des Benediktinerordens.
Literatur: Manfred Thierer,
Aus dem Stein gesägt. - Bildstöcke aus Tuff um Wolfegg, in: Im Oberland
2004, Heft 1, Seite 34 - 39
Anmerkung:
Nähere Informationen zu den Abbildungen gibt es, wenn Sie mit der
"Maus" das Bild anzeigen.